Entstehung und Geschichte der Klettersteige

Quelle: Dieter Wissekal (www.bergsteigen.at), Peter Grimm

Erste „Klettersteige“

Um abgelegene Ortschaften und Bauernhöfe versorgen zu können, wurden schon sehr früh „Klettersteige“ angelegt. Meist wurden Felspassagen mit Leitern und Seilen gangbar gemacht, um Güter des täglichen Bedarfs transportieren zu können. Die 1492 durchgeführte Erstbesteigung des Mont Aiguille (Frankreich), die als Geburtsstunde des Alpinismus gilt, erfolgte mit Hilfe von hölzernen Leitern.

Erster „echte“ Klettersteig am Dachstein

Friedrich Simony, bekannt auch als der „Dachstein Professor“, wanderte 1840 von Wien, über das Salzkammergut bis auf den Hohen Gjaidstein und staunte auf den Hallstätter Gletscher und den Hohen Dachstein. Überwältigt von der „Vielheit der naturwissenschaftlichen Objekte in einer einheitlichen geographischen Landschaft“ ließ der Dachstein den angehende Geographen nicht mehr los. Am 8. Spetember 1842 erreichte er erstmals den Gipfel des Dachstein. In den Felsen war es für Simony ein „recht abscheuliches Klettern“. Kurzerhand verfasste Simony ein Schreiben: „Möchte sich doch ein begüterter Freund der Alpennatur finden, und zur Gangbarmachung eine kleine Summe opfern.“ Mit diesem Brief begann er bei seinen Gönnern und den hochvermögenden Kurgästen von Bad Ischl zu sammeln. Mit 260 Gulden werkte sein Leibführer Wallner Eisenzapfen, Handhaken, eingemeißelte Tritte und ein 80 Klafter langes, dickes Schiffstau als Steighilfen. Am 27. August 1843 war er fertig, der erste Klettersteig. Am 16. September 1843 erklomm Friedrich Simony zum 1. Mal den Dachstein über den neuen Klettersteig und übernachtete am Gipfel.

Gut 25 Jahre später ging es Schlag auf Schlag: 1869 folgte eine klettersteigähnliche Seilsicherung am Großglockner und bereits 1873 der erste Klettersteig auf die Zugspitze. 1878 wurde ein weiterer Klettersteig am Dachstein errichtet. 1894 folgte der noch heute äußerst beliebte Teufelsbadstubensteig auf die Rax und 1899 die Versicherungen am Jubiläumsgrat im Zugspitzmassiv. 1906 wurde der heute mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad „E“ bewertete Königschusswandsteig und 1913 der Haidsteig auf die Rax errichtet.

Erster Weltkrieg

Österreich-Ungarn kämpfte im Ersten Weltkrieg gegen Italien. Oft waren die Schauplätze für die kriegerischen Auseinandersetzungen schwer zugängliche Gebirgsregionen. Die zahlreich errichteten Versorgungssteige waren oft in den Fels gesprengt und mit Eisensicherungen versehen. Daher auch der Name „Via ferrata“, was Eisenweg bedeutet. Viele der damals errichteten Kriegssteige sind heute noch erhalten und oft zu richtigen Klettersteigen ausgebaut.

Klettersteigboom

Ab den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zeichnete sich ein beginnender Klettersteigboom ab. Alte Steiganlagen wurden saniert und neue errichtet. Die Klettersteige wurden meist mit dem Aspekt errichtet, „normalen“ Bergsteigern neue Herausforderungen zu bieten und Gipfel bzw. Wände zu erschießen, die sie sonst nicht erreichen könnten. Viele dieser Steiganlagen führen in anspruchsvoller Linienführung durch beeindruckende Landschaften.

Spaß-, Schlucht- und Sportklettersteige

Etwa seit dem Jahrtausendwechsel reicht vielen Begehern und somit auch Erbauern ein „normaler“ Klettersteig nicht mehr. Das Erklimmen des Berges an sich geriet zunehmend in den Hintergrund. Was nun zählt sind der Spaß auf diversen Attraktionen und auch die Sicherheit. Zu diesem Zweck enthalten viele neue Klettersteige spektakuläre Seilbrücken (oft in engen Schluchten), herausfordernde Überhänge und extrem ausgesetzte Passagen, aber auch unterirdische Abschnitte. Ein hohes Maß an Sicherheit wird durch kurze Sturzbereiche und teilweise auch durch innovative 2-Seil-Systeme erreicht.

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